Ein Tag mit Romana Lettner, Kindergartenpädagogin im Caritas-Kindergarten

Auf dem Tisch liegen Stempelformen und Plastilin in allen erdenklichen Farben. Rundherum sitzen fünf Kinder und eine junge Frau mit Kurzhaarschnitt. Sie ist ganz dem Mädchen neben sich zugewandt und hält immer wieder eine der Stempelformen hoch. „Was ist das?“, fragt sie. „Ein Hund!“, ruft das Mädchen. Lathumika kommt aus Sri Lanka. Sie strahlt übers ganze Gesicht, während sie voll in dem Spiel aufgeht. Romana Lettner hält weitere Formen hoch. „Fisch! Stern! Dicke Katze!“ Die Kindergartenpädagogin lacht. Die Katze auf dem Stempel ist tatsächlich ziemlich rundlich. Sie greift nach der nächsten Form. „Butterfly!“, ruft Lathumika. „Und auf Deutsch?“, fragt Romana. Lathumika weiß es nicht, lässt sich dadurch aber nicht von ihrer Inbrunst abhalten. Sie steht auf und breitet die Arme weit aus, die Augen nach oben gerichtet, noch immer mit strahlendem Lächeln. Für einen kurzen Moment ist sie ein Schmetterling, aus ganzem Herzen.

Den Kindergarten in der Linzer Pillweinstraße besuchen Kinder aus 16 Nationen. Sie kommen aus Litauen, Ungarn, Kroatien – und auch aus Österreich. Als Romana Lettner die Gruppe übernahm, sprachen 15 der Kinder kein Wort Deutsch. Eine Herausforderung, die in der Ausbildung kein Thema war. „Aber auf so etwas kann man gar nicht vorbereitet werden“, meint die Pädagogin. Die Kommunikation lief daher – wie beim Schmetterling – mit Händen und Füßen. Eine Pädagogin, die für die Sprachförderung angestellt wurde, unterstützte die Kinder zusätzlich. Nach zwei Wochen verstanden sie alles, was Romana Lettner sagte. Nach wiederum einigen Wochen kamen von ihnen die ersten Worte auf Deutsch. „Das ist dann wirklich schön, wenn sie zu reden beginnen“, meint sie. „Und du weißt, alles, was sie an Deutsch gelernt haben, ist wegen dir.“

Ursprünglich wollte die St. Valentinerin Volksschul- Lehrerin werden. Nach dem Studium und einem Jahr als Freizeitpädagogin im Hort beschloss sie jedoch, in den Kindergarten zu gehen. Sie absolvierte die Ausbildung und ist nun das zweite Jahr in der Gruppe. Hier kann sie die Kindern ohne schulischen Druck zu den Fähigkeiten hinbegleiten, die sie lernen sollen.

“Man muss extrem flexibel und offen sein“, weiß sie. Dafür kommt viel zurück: „Manchmal laufen die Kinder her und sagen ‚Ich liebe dich‘. Auch das gemeinsame Lachen ist total schön.“ Sie denkt an die „dicke Katze“. „Und wenn sie am Ende des Tages am liebsten noch fünf Stunden im Kindergarten bleiben würden, weiß ich, dass ich es richtig mache.“