„Es zeichnet ihn aus, dass er sich nicht beirren lässt“

Zum Welt-Down-Syndrom-Tag am Sonntag, 21. März, holt die Caritas OÖ Andreas Kinberger aus Atzbach bei Vöcklabruck vor den Vorhang. Seit 46 Jahren lebt der Experimentalkünstler in St. Pius in Steegen/Peuerbach. Vor zehn Jahren hat er hier seine kreative Seite entdeckt. Seither schöpft er sein Selbstbewusstsein und einen Teil seiner Identität daraus, in der Kunst St. Pius seinen Blick auf die Welt durch das künstlerische Schaffen zu vermitteln.

„Ich mag beim Malen die große Fläche auf der Leinwand“, erklärt Andreas Kinberger, was ihn an seiner Leidenschaft so fasziniert. Dass er jetzt in der großen Dimension denkt, war eine schrittweise Entwicklung. Sein Stil hat sich in den vergangenen zehn Jahren verändert, wie Theresia Klaffenböck, Leiterin der Kunst St. Pius erklärt: „Anfangs war er auf kleine Flächen fokussiert.“ Der künstlerische Sprung in die Weite fiel Kinberger allerdings nicht schwer. Er geht stets – und das charakterisiert sein künstlerisches Schaffen auf allen Ebenen – mit großer Unbefangenheit an neue Materialien und neue Techniken heran. Angst vor dem weißen Blatt kennt er nicht, genauso wenig Hemmungen, sich an etwas völlig Neues zu wagen. Diese künstlerische Entwicklung konnten Interessierte schon bei den jährlichen Ausstellungen in der ARS99 Galerie der Sparkasse oder im Schlosssaal in Peuerbach verfolgen.

Jedes Bild ist ein autonomes Werk
„Den gebürtigen Atzbacher zeichnet aus, dass er weiß, was er will und sich nicht beirren lässt. Es ist eine Sturheit im positiven Sinne, weil er sich nichts einreden lässt. Bei ihm ist also jedes Bild ein völlig autonomes Werk“, erläutert Theresia Klaffenböck. Ist ein Kunstwerk fertig, freut Kinberger sich über das Geschaffene und zeigt es auch unbefangen.

Das künstlerische Potential fördern

„Eine Beeinträchtigung beeinträchtigt nicht das künstlerische Potential. Das haben wir uns schon vor 22 Jahren gedacht. Damals legten wir das Fundament dafür, das künstlerische Schaffen der Menschen in St. Pius zu fördern“, sagt Theresia Klaffenböck, die von Anfang an die Gruppe leitete. Gemeinsam mit Künstlerin Mag.a Andrea Hinterberger gibt sie den TeilnehmerInnen Impulse, wenn sie nicht mehr weiter wissen, und überlegt mit ihnen, mit welcher Technik und welchem Material die Einfälle am besten umsetzbar sind. Einmal im Jahr bekommt die Gruppe außerdem in einem einwöchigen Workshop neue Inspirationen von externen Kunstschaffenden.

Wenn Andreas Kinberger nicht Stift oder Pinsel schwingt, ist er in der Webereivorbereitung in der Werkstatt am Caritas-Standort St. Pius tätig, wo er Werkstücke aus Filz herstellt. Er lebt abwechselnd in der teilbetreuten Caritas-Wohngemeinschaft und bei der Familie seiner Schwester in Atzbach, wo er auch bei seinen Nichten und Neffen ein gern gesehener Gast ist.