Drei Frauen stehen vor einem Stiegenaufgang.

Die Potenziale von geflüchteten Frauen für den Arbeitsmarkt heben

Das Projektteam beim Projektstart 2019: Daniela Wetzelhütter (FH Oberösterreich), Sonja Falkner-Matzinger (JKU Linz), Katrin Hasengruber (FH Oberösterreich, nunmehr JKU Linz) und Manuela Angerer (Caritas OÖ) (v.l.n.r.)  Bildquelle: FH OÖ 

Welche Herausforderungen geflüchtete Frauen aus dem Nahen und Mittleren Osten bewältigen müssen, um am oberösterreichischen Arbeitsmarkt Fuß fassen zu können, hat die FH Oberösterreich im Auftrag der Caritas OÖ und in Zusammenarbeit mit der Johannes Kepler Universität Linz untersucht. Das Land OÖ förderte die Untersuchung. Die Ergebnisse könnten beispielsweise in künftige arbeitsmarktpolitische Begleitangebote für die Frauen einfließen. Eines haben diese Frauen jedenfalls gemeinsam: die Motivation und den Wunsch, ihre Stärken, trotz vieler Hürden, einzubringen.  

Das hat die Drogeriemarktkette DM bereits erkannt und Frauen mit Fluchterfahrung erfolgreich im Unternehmen integriert. Zwei Hürden gelte es in aller Regel zu überwinden, wie Marco Glockner von DM in Enns von seinen Erfahrungen berichtet: die Sprachbarriere sowie die Regelung der Kinderbetreuung. „Bei der Sprachkompetenz setzen wir bei DM auch betriebsintern an, indem wir nun schon das zweite Jahr in Folge einen Sprachkurs für die Frauen organisieren“, ergänzt Glockner. Von einer Frau weiß er, dass ihr in ihrem Herkunftsland Schul- und Berufsbildung verwehrt wurde. Trotz manchmal geringerer Qualifikationen zeigt sich, dass sie nicht mehr Scheu vor technischen Geräten haben als österreichische Frauen.

„Geflüchtete Frauen bringen unterschiedliche Qualifikationen, Ausbildungen und Erfahrungen mit. Was alle verbindet ist die Motivation und der Wunsch, ihre Stärken, trotz vieler Hürden, einzubringen“, sagt Caritas-Mitarbeiterin Mag.a Manuela Angerer, die das Projekt betreute. Aufgrund der Unterschiedlichkeit der Frauen hat das wissenschaftliche Projektteam rund um Assistenz-Professorin Dr.in  Daniela Wetzelhütter in der Studie eine Typologie für Frauen mit Fluchterfahrung entwickelt: „Diese berücksichtigt, wie unterschiedlich die einzelnen Schicksale sind, fasst aber auch gewisse gemeinsame Merkmale zusammen.“ Dazu wurden qualitative Interviews mit Frauen afghanischer Herkunft und Personen, die beruflich Menschen mit Fluchterfahrung begleiten, geführt. Zusätzlich führten ein paar Studierende im Rahmen einer Lehrveranstaltung Interviews mit Unternehmen, die Frauen mit Fluchterfahrung beschäftigen, und ExpertInnen. Im Ergebnis der Untersuchungen sieht Dr.in Wetzelhütter eine Grundlage für künftige zielgruppenspezifische, aber doch individuell „passgenaue“ Unterstützung. Einen Teil der Ergebnisse kann Mag.a Evelina Glöckner, Leiterin der Abteilung Integration in der Caritas OÖ, schon jetzt in das Caritas-Projekt FEMily einfließen lassen, das auf die Stärkung von Frauen mit Migrationshintergrund für den Arbeitsmarkteinstieg abzielt: „Speziell für geflüchtete Frauen aus dem Nahen und Mittleren Osten braucht es niederschwellige und längerfristige Begleitangebote, die ihre gesamte Lebenswelt in den Blick nehmen. Diese sollten in die reguläre Arbeitsmarktpolitik eingebettet werden. Viele der Frauen bringen relevante Kompetenzen und Qualifikationen für den oberösterreichischen Arbeitsmarkt mit. Es wäre für uns alle – die Frauen, oö. Unternehmen, die Gesellschaft – ein Verlust, wenn diese brach liegen bleiben würden.“

Auch Betriebe profitieren

Für Firmen, die Frauen mit Fluchterfahrungen anstellen, ergeben sich durchaus mehrere Vorteile, wie Glöckner erklärt: „Neben Mitarbeiterinnen mit hoher Einsatzbereitschaft und dadurch einer verbesserten Deckung des Arbeitskräftebedarfes – wie das Beispiel DM zeigt – profitieren Unternehmen auch von der kulturellen Vielfalt: Sie bringt einen Image- und einen Kundengewinn.“