Ein Mann steht in seinem Atelier vor seinen Bildern, die an der Wand hängen.

Irakischer Künstler malt sich in Österreich ein neues Leben aus

Zwei Mal ist der akademisch ausgebildete Maler und Bildhauer Fadhil Hussein (59) schon vor dem Krieg geflohen: zuerst aus dem Irak, dann aus Syrien. Seit fünf Jahren wartet er nun in Österreich auf einen Asylbescheid und lebt im Flüchtlingshaus der Caritas in Ried. Die internationalen Kontakte, die er durch sein Metier knüpfte, pflegt er weiterhin: In London, Rom, Moskau, Detroit und Damaskus hatte er schon Ausstellung.

In Fadhil Husseins Atelier gibt es keinen freien Fleck mehr. Ölmalereien lehnen in mehreren Reihen an der Wand, aus einem kleinen Lautsprecher kommt französische Musik. Das Hauptmotiv des Künstlers sticht auf Anhieb ins Auge: Frauenfiguren. Stilistisch schöpft er dabei aus der vollen Palette: von expressiver Malweise bis hin zu abstrahierenden Formauflösungen.

Sein kleines Atelier ist nur eine Garage, in der Nähe des Flüchtlingshauses der Caritas, in dem Fadhil Hussein seit mehr als fünf Jahren mit seiner Frau und drei erwachsenen Kindern lebt. Immer wieder musste der irakische Künstler in seinem Leben die Zelte abbrechen. Aufgrund des Irak-Kriegs floh er 2003 ins damals noch sichere Damaskus in Syrien. Dann kam der Krieg auch nach Syrien und zwang die Familie wieder zur Flucht.

„Ich habe keine Heimat“, fasst Fadhil Hussein seine Empfindungen in Worte. Entwurzelt fühlt er sich jedoch nicht. Mehr liegen seine Wurzeln für ihn in der Kunst. Mit Herz und Seele hat er sich der Malerei verschrieben. Er studierte an der Kunstakademie in Bagdad, unterrichtete Kunstgeschichte, Malerei, Skulptur und arabische Kalligrafie. Als er nach Österreich kam, hatte er Nichts im Gepäck. Er musste sich sein Leben neu aufbauen: Noch im selben Monat, als er in Ried ankam, organisierte er sich eine Möglichkeit, in einem Atelier zu malen – denn was auch immer er an Besitz zurücklassen musste, sein künstlerisches Können hatte er immer mit in der Hand. Auch die internationalen Kontakte, die er durch sein Metier knüpfte, blieben bestehen: In London, Rom, Moskau, Detroit und Damaskus hatte er schon Ausstellungen.

Und auch in den fünf Jahren, seit er in Österreich ist und auf einen Asylbescheid wartet, nahm er an Ausstellungen teil – nicht nur in Ried, auch international. Manchmal sagt er eine Anfrage ab, wenn ihm seine Lage zu unangenehm ist. Denn dabei sein kann er nicht, wenn seine Bilder bei internationalen Ausstellungen gezeigt werden: Als Asylwerber darf er den ihm zugewiesenen Bezirk nicht verlassen. „Meistens sage ich, dass es sich bei mir zeitlich nicht ausgeht“, gesteht er. Zu groß ist die Scham. Ohne die Innviertler Künstlergilde, wo er seit 2017 Mitglied ist, könnte er sich die Malerei nicht finanzieren. Sie unterstützt ihn bei Material und Raum. Bis ein Asylbescheid kommt, kann er allerdings nur warten – und engagiert sich in der Zwischenzeit, wo es ihm möglich ist. In seinem Atelier bietet er Mal-Workshops für Kinder an. Auch in Volksschulen hat er schon Workshops gehalten. Zwischendurch gibt er seinen internationalen Künstler-Kontakten online Feedback für ihre Bilder, liest philosophische Bücher oder beschäftigt sich mit Sufismus (islamischer Mystik).