Drei Männer zeigen auf eine Ortstafel

Der pflegende Mann 2.0

Männliche Pflegekräfte haben sowohl in der ambulanten als auch in der stationären und mobilen Pflege noch Seltenheitswert. Aber warum?

Eine Harvard-Studie aus dem Jahr 2015 hat gezeigt, dass Frauen als Beitrag zur globalen Gesundheitsversorgung einen Gegenwert von drei Billionen Dollar leisten. Diese Studie beweist also, was in der Öffentlichkeit seit Jahren verankert ist: Pflege ist, weltweit betrachtet, weiblich. Dieser Anker muss jedoch dringend gelichtet werden: Alleine, um den Bedarf an Arbeitskräften zu decken, müssen Männer in Zukunft stärker ins Boot der Pflege geholt werden. Wie kann das gelingen?

Vorurteile aufbrechen

„Männer sind nicht empathisch – Frauen schon!“, dieses und viele andere Vorurteile müssen sich Männer, die in der Pflege tätig sind, oftmals von der Gesellschaft anhören. Dass diese Pauschalisierungen jedoch nicht haltbar sind, zeigt sich an der tollen Arbeit, die bereits zahlreiche Männer in Pflegeberufen leisten. Wer die Pflegemotivation von Männern steigern will, muss also bestehende Rollenbilder überdenken und mit Männlichkeitsklischees brechen. Von wegen „leichter Frauenjob“: So ist der Pflegeberuf etwa ein physisch sehr fordernder Beruf - es grenzt durchaus an eine körperliche Höchstleistung, einen bettlägerigen Kunden mit Übergewicht umzulagern. Die Wahl zwischen Arbeit auf der Baustelle oder am Pflegebett sollte also nicht zu vorschnell getroffen werden.

Rückenwind geben

Es ist auch bei weitem nicht so, dass pflegebedürftige Männer nur von weiblichem Pflegepersonal versorgt werden wollen - insbesondere, wenn es um Kommunikation und Versorgung des Intimbereichs geht. Der Wunsch mancher Kunden nach gleichgeschlechtlicher Pflege ist aber ohne männliches Personal nicht zu realisieren. Männer in der Pflege arbeiten zwar bereits als Vorreiter für eine gleichgeschlechtliche Pflege, brauchen aber auch Rückenwind von der Politik, wie Herbert S., Mitarbeiter in der Mobilen Pflege, aus Erfahrung sagt:

„Dass auch wir Männer für die Pflege der älteren Generation verantwortlich sind, muss gesellschaftlich und politisch gefördert werden. Nur so kann ein neues Bewusstsein in der Gesellschaft entstehen, in dem Sorge- und Pflegetätigkeiten als selbstverständliche Elemente männlicher Identität angesehen werden und welches junge Männer ermutigt, in Pflegeberufen tätig zu werden.“