„Das Corona-Virus“ - ein Gedicht von Michael Wilhelm

Michael Wilhelm ist Ohrenschmaus Literaturpreisträger 2012

Das künstlerische Schaffen von Menschen mit Beeinträchtigungen in der KUNST St. Pius steht auch in dieser Zeit nicht still. Im Gegenteil! 

„Im Atelier ist Corona kein Thema, da ist jeder in seinem Gestaltungsprozess. Für die KünstlerInnen ist es eine ruhigere aber intensivere Zeit des Schaffens. Natürlich werden die vorgeschriebenen Hygiene- und Verhaltensmaßnahmen eingehalten. Aufgrund der geringen Personenanzahl, die sich im Raum aufhalten dürfen, herrscht eine besondere Atmosphäre, die manche auf spezielle Weise herausfordert, und manchen gut tut. Während in Bild-Werken das Virus nicht in Erscheinung tritt, wird in der Literatur zum Thema geschrieben“, erzählt uns Theresia Klaffenböck, Leiterin von KUNST St. Pius. 

Hier ein Gedicht von Michael Wilhelm, der - inspiriert von der Berichterstattung aus den Medien – über das Corona-Virus schreibt. Der Text entstand im „Homeoffice“.  

Das Corona Virus

 

Die Erde dreht sich, als könnte nichts sie besiegen,

doch bald kommt durch mich, die Welt zum Erliegen.

Wer ist so mächtig? und doch so klein?

Ich heiße Corona und stelle euch ein Bein.

 

In China gezüchtet, als Virus entsprungen,

ist mir von dort, die Flucht gelungen.

Bei Kindern und Pensionisten bin ich brutal,

ihr Immunsystem, bring ich leicht zu Fall.

 

Die ersten Toten sind zu beklagen,

es wird noch mehr, das kann ich euch sagen.

Ich ziehe weiter und setze mich in Europa fest,

und gebe dem Volk dort, den Rest.

 

Maßnahmen werden getroffen und das so gleich,

denn ich bin inzwischen auch in Österreich.

Wascht euch die Hände, 20 Sekunden, nehmt euch Zeit,

dann mache ich mich, sicher nicht so leicht breit.

 

Desinfektionsmittel, kann auch etwas nützen,

so kann man sich noch besser, gegen mich schützen.

Sie scheinen sich meiner Gefahr bewusst,

auf dass was da kommt, hat keiner Lust!

 

Mit Schutzmasken im Gesicht, wird ein Laden betreten,

als Virus, bin ich da, nicht sehr erbeten.

Natürlich, bin ich wie ein Blitz eingeschlagen,

doch dazu möchte ich auch etwas sagen.

 

Überall war und ist nur Gejammer, wohin ich auch sehe,

da ist es kein Wunder, wenn ich als Virus durchdrehe.

Vielleicht reicht es, ich bin frohen Mutes,

vielleicht hat mein Erscheinen, auch was Gutes!

 

Weniger Abgase, kein Flieger in der Luft,

und ihr genießt, wieder einmal den Blumen Duft.

Es war zu viel Stress und Gewalt, ihr habt den Blick verloren,

durch mich wird der Zusammenhalt neu geboren.

 

Nun habe ich geplaudert, die Gemüter erregt

und fast die ganze Welt lahm gelegt.

Ich werde jetzt verschwinden, Ruhe kehrt ein,

aber allen stillen Helfern, solltet ihr noch Dankbar sein.

 

(Michael Wilhelm, KUNST St. Pius)