Eine ältere Frau sitzt bei einem Tisch und hält eine Foto ihrer Tochter in den Händen.

Begleitung durch Freiwillige beim Abschiednehmen

Es macht uns sprachlos und unsicher: eine Freundin hat eine enge Bezugsperson verloren, ein Bekannter ist unheilbar an Krebs erkrankt. Oft fehlen uns die Worte. Beim Mobilen Hospizteam der Caritas engagieren sich Ehrenamtliche genau in diesen Situationen. Sie begleiten Menschen auf dem schwierigsten Weg, den das Leben für uns bereithält.

Zu sagen, dass Theresia Mertl „rüstig“ ist, wäre untertrieben. Die zierliche 97-Jährige kocht mehrmals pro Woche für sich, klettert regelmäßig die Stufen in den 2. Stock hinauf, statt den Treppenlift zu nehmen, und wenn der Regen ins Gebälk dringt, klettert sie sogar bis in den Dachboden, um ihn aufzutrocknen.

Im Dezember fiel sie die Stiege hinunter, ohne sich zu verletzen. Ein Dutzend Schutzengel standen ihr bei. Einer davon heißt Brigitte. Brigitte, das ist Theresia Mertls verstorbene Tochter, die vor drei Jahren an einem Hirntumor starb. Seitdem trauert Theresia Mertl um ihre Tochter. Sie hatten eine innige  Beziehung zueinander.

In ihrer Familie kann Theresia Mertl mit niemandem offen reden, hat sie das Gefühl. Sie hält sich immer zurück, um niemanden zu kränken. Nur mit Maria Dedl, einer ehrenamtlichen Mitarbeiterin vom Mobilen Hospiz, kann sie offen sprechen.

Die beiden Frauen reden, gehen spazieren, machen Ausflüge nach Grünbach oder auf den Pöstlingberg. Sie sehen sich Fotos an um schöne Erinnerungen wachzurufen, unterhalten sich über alte Zeiten, das Handarbeiten, die Enkelin und Urenkelin. Aber besonders immer wieder über ihre geliebte Tochter. Maria Dedl begleitet Frau Mertl behutsam durch ihre Trauer.

„Ich kann’s noch immer nicht glauben“, gesteht Theresia Mertl. „Ich habe den Tod noch nie so nahe erlebt. Sonst stirbt einer, man denkt nicht so lange darüber nach. Man schlägt die Tür hinter ihm zu und macht weiter. Jetzt kann ich keine Tür zuschlagen, es steht niemand dahinter.“ Ihre Stimme bricht. Maria Dedl reicht ihr ein Taschentuch. „So oft denke ich mir, Brigitte, ich bräuchte dich. Aber sie wird nicht mehr kommen.“ Maria Dedl hilft ihr, den Blick auf das Positive zu richten: „Drüben wartet Brigitte auf sie“. Gemeinsam versuchen sie den Blick auf die Zukunft zu richten. Es geht ihnen um das Bemühen, jeden Tag aufs Neue kleine Schritte vorwärts zu gehen.

Schrittweise aus der Trauer

Außenstehende wollen nach einem Jahr nichts mehr von Trauer hören. Betroffene denken jedoch ihr Leben lang daran. Jeden Abend richtet Theresia Mertl ihre letzten Worte an die geliebte Tochter. Auch hier ist die Trauerbegleitung immens wertvoll: Mit Maria Dedl kann die 97-Jährige immer wieder dasselbe Thema wälzen, auch nach drei Jahren noch, Woche für Woche. So ein tiefer Schmerz braucht länger zum Verarbeiten….

Lesen Sie die vollständige Reportage über das mobile Hospiz in der aktuellen Ausgabe der „nah dran“. Kostenlos abonnieren bei der Caritas Information, Tel. 0732/7610-2020, information(at)caritas-linz.at