Weg von der Wirtschaft hinein in den FW-Job weiter zum Caritas-Job: Eva Neubauer und Alexandra Wallner

Eva Neubauer

(Arbeitet im Spendenmarketing der Caritas OÖ)

Wo und wie engagierst du dich derzeit freiwillig?

Aktuell engagiere ich mich nicht freiwillig, ich habe allerdings vergangenen Dezember beim Caritas-Projekt „Advent am Dom“ ausgeholfen. In der Hütte beim Verkauf der Handwerks-Produkte aus den Einrichtungen und beim Ausräumen der Hütte am 23. Dezember war ich dabei. Wir haben handgefertigte Krippen oder Gedichtbände aus St. Pius verkauft – und natürlich das Pius Bräu.
Letztes Jahr habe ich außerdem im Besuchsdienst bei der Volkshilfe ehrenamtlich gearbeitet. Im Rahmen des Besuchsdienst „SpallerMichl“ wurde mir eine Seniorin zugeteilt, die ich dann regelmäßig besucht habe – ihr Mann war kurz davor verstorben. Wir sind viel spazieren gegangen und haben Kaffee & Kuchen genossen, sie hat sehr gerne und gut gebacken. Ein paar kleinere Ausflüge zum Botanischen Garten oder Pichlinger See haben wir auch unternommen.

Was motiviert dich, dich freiwillig zu engagieren?

Da gibt es mehrere Gründe. Für mich sind es die Projekte an sich, die ich toll finde und unterstützen will. Etwas Positives bewirken, die Welt ein Stück besser machen oder jemandem etwas Gutes tun – es kann oft so einfach sein und muss nichts kosten (außer Zeit). Es kommt auch ganz viel zurück, vor allem wenn man mit Menschen arbeitet. Die Tatsache, dass man kein Geld dafür bekommt, lässt einen noch mehr darüber nachdenken, warum man sich überhaupt engagiert.
Viele Projekte wären gar nicht realisierbar ohne das Mitwirken von Ehrenamtlichen – das wäre sehr schade.

Eine weitere Motivation, mich ehrenamtlich zu engagieren, war mein damaliger Hauptberuf in der Wirtschaft, der meiner Empfindung nach nicht ganz so sinnvoll für die Gesellschaft als Ganzes war. Ich habe meine Zeit mit Projekten verbraucht, die ich persönlich nicht befürwortet habe. In der Freizeit habe ich dann einen Ausgleich dazu gesucht, um trotzdem etwas Sinnvolles beizutragen.

Welche Geschichte(n) möchtest du gerne mit anderen teilen?

Es war kein besonders bezeichnendes Erlebnis als solches, das mir in Erinnerung geblieben ist. Das ehrenamtliche Engagement als Ganzes hat mir gut getan. Begegnungen mit lieben Menschen, die Anerkennung und Dankbarkeit, die man rückgespiegelt bekommt, die Einbindung in ein soziales Netzwerk.

Ich habe dadurch auch erkannt, wie wichtig mir eine sinnstiftende Tätigkeit ist. Durch die Freiwilligenarbeit habe ich dann den Anstoß gefunden, meinen Hauptberuf zu wechseln.

Was hast du als besondere Herausforderung erlebt?

Es hat keine wirklich große Herausforderung stattgefunden. Die Vereinbarung des Ehrenamts mit dem Hauptberuf war manchmal herausfordernd. Einerseits im Hinblick auf die zeitlichen Ressourcen und andererseits die Energiereserven, welche man persönlich zur Verfügung hat. Zu erkennen, dass nur weil man theoretisch Zeit hätte, nicht unbedingt auch genug Kraft zur Verfügung hat und sich das selbst gut einteilen muss.

Was war das Schöne an deinem Engagement?

Durch das freiwillige Engagement bei der Caritas durfte ich einen Einblick in ein Projekt bekommen und wie dort gearbeitet wird. Ich habe gesehen, wie die Menschen miteinander umgehen und wie auf mich zugegangen wird. Es herrscht ein sehr wertschätzender Umgangston und man begegnet sich auf Augenhöhe – da habe ich mich gleich wohlgefühlt. Dadurch ist wohl auch der Wunsch entstanden, hauptamtlich bei der Caritas zu arbeiten – was ich ja mittlerweile tue.

Was ratest du anderen Menschen, die sich gerne freiwillig engagieren möchten?

Finde ein Projekt, das dich persönlich anspricht. Wo du wirklich etwas beitragen möchtest, damit das Projekt vorankommt oder stattfindet. Und achte gut auf dich selbst – es ist nicht immer einfach, ehrenamtliche und hauptamtliche Arbeit unter einen Hut zu bringen.


Alexandra Wallner

(Arbeitet in der Kommunikation der Caritas OÖ)

Wo und wie engagierst du dich derzeit freiwillig?

In meinem vorherigen Arbeitsumfeld habe ich mich viel mit Themen rund um die Wirtschaft befasst. Mir hat die soziale Komponente oft gefehlt. Deshalb habe ich im Frühjahr beschlossen, in meiner Freizeit Besuchsdienste im Seniorenheim der Caritas OÖ zu machen. Es sollte sich herausstellen, dass das auch der erste Berührungspunkt mit meinem neuen Arbeitgeber sein soll. Mittlerweile bin ich schon fast ein halbes Jahr in der Abteilung Kommunikation der Caritas OÖ tätig.

Was motiviert dich, dich freiwillig zu engagieren?

Neue Leute kennenzulernen und einen Blick in andere Lebenswelten zu bekommen.  

Welche Geschichte(n) möchtest du gerne mit anderen teilen?

Eine 111-Jährige Dame ist im Frühjahr im Seniorenhaus verstorben. Eine Bewohnerin, die ich damals besucht habe, ist am Sterbebett an der bis dahin ältesten Österreicherin gesessen. Wir haben über den Tod gesprochen. Beiläufig erwähnte sie: „Ich habe keine Angst vorm Sterben.“ Der Satz kommt mir ab und zu in Gedächtnis. Ich denke mir dann, wie wichtig es ist, sein Leben so zu leben, dass man nicht bereut und am Ende das Gefühl hat, die Prioritäten falsch zu setzen.

Was hast du als besondere Herausforderung erlebt?

Manchmal kann es vorkommen, dass sich im Gespräch verschiedene Standpunkte zu bestimmten Themen auftun. Wichtig ist, zu hinterfragen, welche Gründe das haben kann und trotzdem aufeinander zuzugehen.

Was ist das Schöne an deinem Engagement?

Ich schätze vor allem den Austausch und das voneinander lernen. Die Geschichten von früher interessieren mich sehr und sind auch ein bisschen wie eine Zeitreise. Ab und zu gibt es Phasen, da habe ich leider keine Zeit oder mir fehlt die Energie einen Besuchsdienst zu leisten. Wenn man längere Zeit nicht zu Besuch war, schleicht sich ein schlechtes Gewissen ein. Da ist es umso schöner, so aufbauende Sätze wie „Danke für deinen Besuch – Schön, dass du wieder da bist!“ zu hören.

Was ratest du anderen Menschen, die sich gerne freiwillig engagieren möchten?

Vielleicht muss man zu Beginn über seinen Schatten springen – aber es lohnt sich. Wer offen für andere Lebenswelten und Sichtweisen ist, kann von einer großen Bereicherung profitieren. Am Ende eines Besuchs frage ich mich oft, wer sich wohl von uns Zweien mehr darüber gefreut hat – aber das zu beantworten ist gar nicht so einfach.