2 Jahre Caritas-Hilfe für Vertriebene aus der Ukraine

Seit zwei Jahren herrscht Krieg in der Ukraine und ein Ende ist nicht in Sicht. Fast genauso lange unterstützt die Caritas mit verschiedenen Begleitangeboten die Integration von Ukrainer*innen in Oberösterreich. Die Menschen können nicht zurück und brauchen hier eine langfristige Perspektive. Trotz Zugang zum Arbeitsmarkt stecken viele Ukrainer*innen noch immer in der Grundversorgung fest, weil die Integration mit großen Hürden verbunden ist.

Viele Frauen mit Kindern

Ein Großteil der geflüchteten Menschen aus der Ukraine sind Frauen mit ihren Kindern. Seit zwei Jahren sind sie einer enormen psychischen Belastung ausgesetzt: Sie kümmern sich alleine um das Familienleben, während sich ihre Männer, Brüder oder Söhne im Stellungskrieg befinden. Immer wenn ein Handy klingelt, schrillen bei ihnen auch die inneren Alarmglocken, ob Zuhause etwas Schlimmes passiert sein könnte.

Wichtige Anlaufstelle im Leben der Vertriebenen ist deshalb seit fast zwei Jahren das Begegnungszentrum beim Südbahnhofmarkt in Linz, den der Verein Ukrainische Community in OÖ, Point of Ukraine, gemeinsam mit der Caritas OÖ betreibt und vom Land OÖ unterstützt wird.

Die Caritas-Mitarbeiterinnen, die alle aus der Ukraine stammen, stehen bei allen Fragen zum Leben in Österreich beratend zur Seite. Es gibt außerdem Sprachcafés, Frauentreffen, Lernbegleitung, Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche sowie psychologische Angebote, bei denen die Vertriebenen niederschwellig das Erlebte verarbeiten können.

Integration in die Arbeitswelt fördern

Im vergangenen Jahr haben rund 540 Personen bei den wöchentlichen Veranstaltungen teilgenommen. Es gibt Beratungen auf Ukrainisch zu Integration, Behörden oder zum Schulsystem. Die Integration in der Arbeitswelt fördern beispielsweise die Caritas-Projekte „Connect U“ oder FEMily, das speziell Frauen in Richtung Arbeitsmarkeinstieg und Qualifizierung stärkt.

Trotzdem gibt es Hürden beim Einstieg ins Berufsleben: Wie ein Mangel an Kinderbetreuungsmöglichkeiten oder die lange Wartezeit auf die Anerkennung von Berufsausbildungen in der Heimat sowie die Ungewissheit auf Seiten der Arbeitgeber*innen, wie es mit dem Aufenthaltsstatus der Vertriebenen weitergeht. Dazu kommt die Angst, aufgrund der geringen Zuverdienstgrenze in der Grundversorgung, diese Leistungen zu verlieren. Aktuell erhalten Vertriebene ebenso wie Asylwerbende die Leistungen aus der staatlichen Grundversorgung, die Leistungshöhe beträgt monatlich 260 Euro Verpflegungsgeld, zwei Mal jährlich Bekleidungsgutscheine in der Höhe von max. 150 Euro und zusätzlich 165 Euro Mietzuschuss, wenn die Vertriebenen in einer eigenen Wohnung leben. Mit Eintritt in einen Vollzeitjob endet die Grundversorgung. Wird die Person dann allerdings arbeitslos, fällt sie wieder in die Grundversorgung zurück und bekommt kein Arbeitslosengeld, wie es im Gegensatz dazu bei anerkannten Flüchtlingen der Fall ist. Eine aktuelle Regelung, die existenzbedrohend ist.

Kaum leistbarer Wohnraum

Eine große Hürde bei der Integration ist auch der Mangel an leistbarem Wohnraum. Vom Zugang zu gemeinnützigen Wohnungen bei Genossenschaften etc. sind Ukrainer*innen in Oberösterreich ausgeschlossen. Während jüngere Menschen noch die Möglichkeit haben, ihre Situation durch einen Job zu verbessern, stecken Pensionist*innen oder Menschen, die nicht erwerbsfähig sind, in der Armutsfalle Grundversorgung fest. Selbst Pensionsansprüche aus der Ukraine, die meist zwischen 50 und 100 Euro ausmachen, werden vom ausbezahlten Betrag der Grundversorgung abgezogen.

„Wir müssen den Menschen eine langfristige Perspektive geben und fordern Maßnahmen, die geeignete Rahmenbedingungen für eine Integration bieten: Dazu gehört ein Aufenthaltstitel, der auch nach März 2025 einen Verbleib in Österreich ermöglicht. Nur so können längerfristige Arbeits- und Mietverträge abgeschlossen werden. Außerdem ist es ein verstärkter Anreiz, Deutsch zu lernen oder mehrjährige Ausbildungen und aufwändige Nostrifizierungsprozesse zu beginnen“, sagt Mag.a Marion Huber, Vorstandsmitglied der Caritas OÖ. „Durch den Zugang zur Sozialhilfe wäre eine Absicherung im Bedarfsfall gewährleistet. Ebenso braucht es für die Menschen Zugang zum gemeinnützigen Wohnbau.“

Weitere Caritas-Integrationsprojekte

Im Deutschclub für Ukrainer*innen hat es beispielsweise im Integrationszentrum Paraplü in Steyr seit Mitte April 2022 360 Teilnahmen gegeben. Auch in den Caritas-Lerncafés und in der Lernbegleitung wurden zusätzliche Plätze für ukrainische Kinder geschaffen. Im Projekt „Rückenwind“ werden ukrainische Eltern speziell zu Schul- und Bildungsrelevanten Fragen betreut oder auch zu Gesprächen an Schulen begleitet.

Caritas-Hilfe in der Ukraine und für Flüchtlinge in den Nachbarländern

Die Caritas Österreich hilft derzeit mit über 40 Projekten. Die ukrainischen Caritasorganisationen haben mit Unterstützung des internationalen Caritasnetzwerks bereits über 4 Mio. Menschen mit humanitärer Hilfe erreicht. Seit Kriegsausbruch konnten mehr als 100.000 Kinder in 34 Projekten unterstützt werden. Die Hilfe ist sehr vielfältig – von Notversorgung wie sauberem Trinkwasser, Nahrungsmitteln, Medikamenten und Unterkünften bis hin zu langfristiger Unterstützung wie psychosoziale Betreuung und Bildungsmaßnahmen.