Es braucht ein ganzes Dorf gegen die Einsamkeit im Alter

Beim Caritas-Besuchsdienst leisten Freiwillige älteren Menschen ein wenig Gesellschaft und begleiten sie bei Aktivitäten.

Besuchsdienst gegen Vereinsamung

Barbara Schmied ist bei unserem freiwilligen Besuchsdienst und kommt regelmäßig zu Norbert Strobl-Mairhofer nach Innerschwand. Obwohl der 61-jährige sich mit seinem Bruder das Haus teilt, ist er froh, dass er durch Barbara Schmied Kontakt nach außen hat. Außerdem begleitet sie ihn bei Aktivitäten, weil Norbert nicht mehr sehr mobil ist. Die Mitarbeiter*innen der Mobilen Pflegedienste vermitteln die Besuchsdienste, die mit ihrer Arbeit auch der Vereinsamung entgegenwirken.

Zeit ist oft Mangelware

Regelmäßig kommt Heimhelferin Maria Nagler aus Loibichl von der Caritas zu Norbert und seinem Bruder. Sie unterstützt bei der Körperpflege und erledigt Besorgungen. Doch worauf die 54-Jährige auch immer schaut, wenn sie zu den Menschen nach Hause kommt, ist: für sie ein offenes Ohr zu haben und mit ihnen zu plaudern. Insbesondere wer alleine in den eigenen vier Wänden wohnt, hat mit zunehmendem Alter und abnehmender Mobilität weniger soziale Kontakte. Deshalb gibt es von den Mobilen Pflegediensten das Angebot des Besuchsdiensts. Wenn Caritas-Mitarbeiter*innen merken, dass jemand vereinsamt, vermitteln sie jemanden, der regelmäßig ehrenamtlich kommt. Einmal die Woche, einmal im Monat – je nach Bedarf. „Viele fühlen sich trotz großer Familie einsam, weil Zeit heutzutage oft Mangelware ist“, weiß Maria Nagler aus Erfahrung. „Der Tag fühlt sich sehr lang an, wenn man den ganzen Tag zuhause ist. Selbst wenn einmal pro Tag jemand vorbeikommt, bleiben noch immer viele Stunden, in denen man alleine ist.“ Dementsprechend freuen sich die Menschen, wenn zusätzlich jemand vom Besuchsdienst vorbeikommt. „Oft ist es ein Highlight, auf das lange hingefiebert wird“, erzählt die Caritas-Mitarbeiterin.

Schlechte Öffi-Verbindung begünstigt Vereinzelung

Sabine Weixler arbeitet ebenfalls bei den mobilen Pflegediensten in der Region Vöcklabruck und merkt, wie das Bedürfnis nach Kontakt bei den Menschen gestiegen ist. „Musst du schon gehen?“, wird sie häufig gefragt. „Daran merkt man, wie wichtig der Aspekt der Sozialbetreuung in unserer Arbeit ist“, betont Sabine Weixler. Die älteren Menschen legen mehr Wert darauf, dass sich die Mitarbeiter*innen Zeit für das Zwischenmenschliche nehmen. Durch die Corona-Pandemie sind die Besuche von Freunden und Verwandten seltener geworden. Nun spielen zusätzlich die Teuerungen mit hinein: Während der Sohn früher alle vierzehn Tage aus Wien zu Besuch kam, ist es heute nur noch einmal im Monat. Der öffentliche Verkehr ist schlecht ausgebaut, so dass man quasi auf ein Auto angewiesen ist.

So bleibt es an Pflegekräften wie Sabine Weixler hängen, die fehlenden Kontakte zu kompensieren und Möglichkeiten zu finden, zwischenmenschliche Begegnungen zu fördern. „Der Kirchenbesuch wäre zum Beispiel für einige ältere Menschen sehr wichtig“, erzählt Sabine Weixler. Durch die schlechten Öffi-Verbindungen ist ein Hinkommen jedoch oft zu mühsam. Einzelne, wie Norbert, können dann auf die Ehrenamtlichen vom Besuchsdienst ausweichen, die sie auf Wunsch nach Mondsee in die Messe fahren.